Der gebürtige Basler Karl Barth, der wohl bedeutendste evangelische Theologe des 20. Jahrhunderts, hatte zeit seines Lebens eine besonders intensive Beziehung zu Deutschland. Schon sein Studium verbrachte er zum grossen Teil dort, und nach seiner 10jährigen Tätigkeit als Pfarrer in Safenwil/AG wurde er 1921 dort zum Professor berufen, lehrte für die nächsten 14 Jahre an verschiedenen deutschen Universitäten und baute einen grossen Schüler- und Freundeskreis auf. Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten widersetzte er sich ihrem Versuch, auch die evangelischen Kirchen unter ihren Einfluss zu bringen und wurde zum führenden Kopf der sich bildenden Bekennenden Kirche. Barth ist der Hauptverfasser des Grunddokuments dieser Bekennenden Kirche, der „Barmer Theologischen Erklärung“, die auch heute noch Bekenntnisschrift vieler evangelischer Kirchen ist.
1935 wurde Barth gezwungen, Deutschland zu verlassen. Im Folgenden befasste er sich, die Einsichten aus dem deutschen „Kirchenkampf“ aufnehmend und erweiternd, grundlegend mit dem Verhältnis von Kirche und Staat, Christentum und Gesellschaft, und leitete aus seinen neu gewonnenen Einsichten das Recht zu einem aktiven, politischen und sogar militärischen Widerstand gegen einen Staat wie das nationalsozialistische Deutschland ab.
Als sich 1944/45 die deutsche Niederlage abzuzeichnen begann und schliesslich feststand, war Barth aber auch einer der ersten, die sich öffentlich zu Wort meldenden und dazu mahnten, den Deutschen – das Bekenntnis zum von ihnen begangenen Unrecht immer voraussetzend – nun auch versöhnlich entgegenzutreten. Barths Gedanken zum Widerstandsrecht wie zur gebotenen christlichen Versöhnungsbereitschaft sollen im Referat vorgestellt und in ihrem historischen Kontext erläutert werden.
Dr. Peter Zocher (Basel), Archivar, hielt ein differenziertes und interessantes Referat über Karl Barth in dem genannten Zusammenhang.
Diese Veranstaltung wurde in Zusammenarbeit mit „Verein Ideal in Basel“ durchgeführt.
